09.02.2022
Haiti gilt als das ärmste Land des amerikanischen Kontinents. Gleichzeitig befindet es sich in einer anhaltenden politischen Krise und die Sicherheitslage verschlechtert sich zunehmend. Der Staat unternimmt so gut wie nichts gegen Plünderungen, Raubüberfälle und Entführungen, mit denen kriminelle Banden versuchen, an Geld zu kommen. Mitte April 2021 wurden auf der Fahrt zu einer Priesterweihe vier Priester, drei Ordensleute und zwei Laien in der Nähe von Port-au-Prince entführt. Einige Tage zuvor waren ein Priester und mehrere Kirchenbesucher verschleppt worden. Für die katholische Kirche war der Punkt gekommen, sich öffentlich gegen die Regierung zu stellen: „Wir prangern ihre Mitschuld und Komplizenschaft an“, sagte Max Leroy Mésidor, Erzbischof von Port-au-Prince. Haiti hat seit Januar 2020 kein funktionierendes Parlament mehr. Damals erklärte Präsident Jovenel Moise es per Twitter zum Ende der Legislaturperiode für aufgelöst. Im Senat übernahm ein Notpräsidium die Geschäfte. Die haitianische Bischofskonferenz mahnt, dass zahlreiche Plagen im Land zu bekämpfen seien: Elend, Unsicherheit, Instabilität und chronische Rechtsverstösse. Die Bischöfe warnen, dem Land stehen "noch dunklere Tage bevor als die, die wir jetzt schon erleben". Die Christen, ja die ganze Bevölkerung von Haiti, lebt in ständiger Angst vor Entführungen und Gewalt. Mitte April 2021 wurden mehrere Kirchenvertreter verschleppt. Die katholische Kirche wirft der Regierung Mitschuld an der dramatischen Lage vor.
Zudem wird der kleine Inselstaat immer wieder von schweren Naturkatastrophen heimgesucht. 2010 gab es ein grosses Erdbeben und im Oktober 2016 zerstörte Hurrikan Matthew weite Teile des Landes. Noch immer sind auf dem Land viele Dörfer unbewohnbar und die Häuser Ruinen. Die Menschen haben nichts mehr, oft nicht einmal mehr genug zu essen. Haiti leidet auch schwer unter dem Klimawandel. Es kommt zu verlängerten Dürreperioden oder es fällt Regen in Zeiten, in denen es normalerweise trocken ist. Beides führt zu Ernteausfällen. Die Bauern können kaum mehr einschätzen, wann der richtige Zeitpunkt zur Aussaat ist.
Von den 11,3 Millionen Einwohnern sind etwa 55 Prozent Katholiken und 15 Prozent Baptisten. Weitere 15 Prozent gehören anderen christlichen Gemeinschaften an. Rund drei Viertel der Bevölkerung praktizieren aber im Geheimen und zunehmend auch öffentlich Voodoo. Weltweit bekennen sich rund 60 Millionen Menschen zum Voodoo. Ihren Ursprung hat die Naturreligion in Benin in Afrika. Heute ist der Voodoo-Glaube in grossen Teilen Westafrikas verbreitet, in Südamerika, der Karibik und auch im Süden der USA. Überall hat sich der magische Glaube mit den anderen jeweils vorherrschenden Religionen vermischt. In Benin und in Haiti ist Voodoo eine staatlich geschützte Religion.